Eintracht Frankfurt Fanboykott gegen Bielefeld
Freitag, 10.11.06 um 05:43 Uhr | 12 KommentareMomentan gibt es in der Frankfurter Fanszene über 150 Stadionverbote, von denen die Eintracht gerade mal die verschwindend geringe Anzahl von sieben ausgesprochen hat. Der Grossteil der Verbote stammt von den Auswärtsspielen der Eintracht in Ahlen, Köln und auf Schalke.
Der Standpunkt der ULTRAS ist, dass neben einer eher geringen Anzahl von wirklichen „Tätern“, denen zumeist Sachbeschädigung und Landfriedensbruch vorgeworfen wird, eine erhebliche Anzahl von Leuten Stadionverbot erhalten haben, nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren und sozusagen in „Sippenhaft“ genommen wurden. Der grösste Kritikpunkt ist, dass nach der Einstellung eines Strafverfahrens durch die Staatsanwaltschaft bei dem jeweiligen Betroffenen, nicht auch automatisch das Stadionverbot zurück genommen wurde.
Insgesamt vermissen die ULTRAS die Unterstützung der Eintracht und besonders der Fan- und Förderabteilung bzw. der Fansprecher.
Der Standpunkt der Fussball AG und der Fansprecher ist, dass man sehr wohl die entsprechenden Vereine kontaktiert hat und bei Einstellung eines Strafverfahrens darauf drängt, das ausgesprochene Stadionverbot ebenfalls zurückzunehmen. Man wartet zum einen darauf, dass sich die Betroffenen bei der Eintracht melden und um Unterstützung bitten. Andererseits erwartet man auch, dass diejenigen, die auffällig geworden sind, geoutet werden, um diejenigen zu entlasten, die nichts getan haben.
Die Eintracht kann aus rechtlichen Gründen auch keine Stadionverbote „auf Bewährung“ ausstellen, wie es schon angeregt wurde, um den betroffenen Personen wenigstens den Besuch der Heimspiele zu ermöglichen. Dagegen spricht eine DFL-einheitliche Regelung der Verbote. Der Spielraum der Eintracht bewegt sich hier in ganz engen Grenzen und das müssen die Verantwortlichen den Fans gegenüber verständlich machen.
Dies ist allerdings der Knackpunkt bei der Sache.
Die ULTRAS, die Ihre Freizeit und ihr Geld opfern, um immer neue und aufwändigere Lieder, Fahnen, Spruchbänder und Choreografien zu gestalten, haben natürlich das Selbstbild einer Fan-Avantgarde, die die Fanszene Frankfurt bundesweit zur Nr. 1 gemacht hat. Dazu gehört natürlich auch der Gruppenzwang, der verhindert, dass die eigenen Leute, auch wenn sie strafbare Handlungen begangen haben, nicht an den „Hauptfeind“, die Polizei verraten werden. Die weiteren „Feinde“ sind die zunehmende Kommerzialisierung, die Sicherheitshysterie in den Stadien und die Eventfans, die auf der Tribüne hocken und keinen Mucks von sich geben.
Dieses Selbverständnis, sich teilweise in einem selbstgeschaffenen rechtsfreien Raum zu bewegen und die „Hauptverantwortlichen“ für die Unterstützung der Mannschaft zu sein, lässt die ULTRAS glauben, ganz bestimmte Sonderrechte beanspruchen zu dürfen. Und genau dort bekommen sie von den Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt, allen voran Heribert Bruchhagen, eine deutliche Grenze gesetzt. Dies führt allerdings dazu, dass sich die ULTRAS von der Eintracht verraten fühlen und nun greifen sie zur schärfsten Waffe, die sie haben, dem Supportboykott.
Hola !
Leider wird mir nicht so ganz klar, was Du mit Deinem Eintrag sagen möchtest. Die beiden Darstellungen habe ich gelesen, ebenso die Reaktion der UF gestern mittag.
Was bleibt zu sagen ? Ich hoffe, die Jungs und Mädels schlagen sich am Samstag nicht die Rübe ein, wenn sie sehen, wie viele Leute möglicherweise in ihre Blöcke gegangen sind und sich der Leitlinie der Eintracht AG angeschlossen haben.
In meinen Augen geht es viel mehr als um die aufgezählten Stadionverbote. Hier wird mit zunehmender Repressivität (habe ich als „normaler“ Fan selbst schon zuhauf erlebt) eine Fankultur versucht zu zerschlagen, die es sonst kaum in dieser Form gibt. Der Verein stellt sich allerdings nicht hinter diese Kultur – warum auch? Es rücken dann einfach andere Leute nach.
Wir sollten stolz sein, auf das, was wir alle in den letzten Jahren in Frankfurt GEMEINSAM aufgebaut haben, und dazu zählen auch die UF. Diese sind ein wichtiger Bestandteil der Frankfurter Fankultur und sie haben es nicht verdient, als Provokateure oder sonstiges hingestellt zu werden.
Schaut, dass ihr alle am Samstag in der ersten Halbzeit VOR dem Waldstadion steht, ihr brecht Euch keinen Zacken aus der Krone…
Ben.
Moin, ich als langjähriger Fan unterstütze die Ultras. Es kann natürlich nicht sein das Fans pauschale Verbote erhalten, selbst wenn ihnen auf dem ordentlichen Rechtsweg, eine Unschuld zugebilligt wurde. Es kann aber auch nicht sein das weiterhin „Fans“ die sich schlecht benehmen, sich schlagen, randalie-ren, mit Gegenständen werfen, Kneipen auseinander nehmen, Autos beschädigen u.s.w. weiter gedeckt werden. Solche Fans will weder ich noch die Eintracht oder sonst ein Fußballfan sehen. Es gibt nun mal auch Regeln der Gesellschaft und eine dieser Regeln die warum auch immer in Deutschland tief veran-kert ist, ist die Kollektivstrafe. Wer schwärzt schon gerne seinen Kumpel an aber es heißt auch mitge-gangen, mitgefangen. Also ich unterstütze die Ultras aber will das Menschen die Umfeld der Eintracht so negativ auffallen, auf jeden Fall des Stadions verwiesen werden. Und wenn eine Gruppe von 30 Leuten denkt Sie müsse 5 von Ihnen, durch dichthalten schützen, dann müssen auch diese mit Repressalien rechen.
Ich hoffe nur dass wir unserem Team damit morgen keine Angst einjagen.
Gruß Jörg
@Ben: Ich wollte mit meinem Beitrag nur die Situation beschreiben, wie es zu dieser Eskalation gekommen ist, nichts weiter. Jeder Stadiongänger sollte sich natürlich selbst informieren und für sich entscheiden, wie er den Konflikt bewertet. Ich denke, es gibt viele gute Gründe, sich dem Boykott anzuschliessen und ebenso viele, es nicht zu tun.
Fakt ist auf jeden Fall, dass die Stimmung unter diesem Konflikt leiden wird und ich hoffe nur, dass nicht zu viele ULTRAS der Eintracht endgültig den Rücken kehren, weil dann im Stadion die grosse Friedhofsruhe (Allianz-Arena-Syndrom) einkehren wird.
„Dieses Selbverständnis, sich teilweise in einem selbstgeschaffenen rechtsfreien Raum zu bewegen und die “Hauptverantwortlichen” für die Unterstützung der Mannschaft zu sein, lässt die ULTRAS glauben, ganz bestimmte Sonderrechte beanspruchen zu dürfen.“
Hierzu fiel mir spontan ein Zitat aus Nick Hornbys Fußballbibel „Fever Pitch“ (Deutsch: „Ballfieber“) ein. Übrigens: Wer dieses Buch nicht kennt – Kaufbefehl! Nicht vom Film abschrecken lassen.
Zitat:
„Dieses Zugehörigkeitsgefühl ist entscheidend, wenn man verstehen will, warum Leute an einem Mittwochabend zum bedeutungslosen Spiel in Plymouth fahren, und ohne dieses Gefühl würde Fußball als Geschäft nicht funktionieren. Aber wo hört es auf? Gehört jenen Fans, die jede Woche kreuz und quer durch das Land fahren, der Club mehr als mir? Und der alte Kauz, der es nur zehnmal pro Saison schafft, aber schon seit 1938 nach Highbury geht … gehört der Club nicht auch ihm und er zum Club? Na klar.“
Das gleiche kann man natürlich auch auf die von den Ultras so kritisierten „Eventfans“ anwenden. Vielleicht muß man es sogar. Ob es einem passt oder nicht.
Was ist denn ein selbstgeschaffener rechtsfreier Raum? Und wo kann ich den erwerben?
@ Remo: Such dir ein paar (hundert) Leute, fahr` mit dem Zug zum Auswärtsspiel nach Bochum und ziehe dann mit dieser Masse grölend und singend durch die Strassen, pöble Passanten an, laufe ungehindert über Kreuzungen, obwohl die Ampel auf rot steht, such dir ein paar gegnerische Fans, denen du die Fanutensilien abnimmst usw. usw. Ich denke, dass ist genug rechtsfreier Raum, oder?
@Stefan: In der Tat, das Buch von Nick Hornby ist in weiten Teilen brilliant. Den Film habe ich gar nicht gesehen, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man dieses Feeling im Film richtig `rüberbringen kann…
Nur einige wenige sind „schwarze Schafe“? Bullshit. „Schwarze Schafe“ gibt’s, weil die weißen drumherum sie decken. Oder dulden.
Da kann die Herde dann nicht behaupten, sie wäre zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen.
(Sagt einer, der vor zwanzig Jahren ein „schwarzes Schaf“ in einer der größten militanten Konflikte der BRD gewesen ist.)
Ich sag euch ma was: ich hab nen Haufen Kohle für mein Ticket und das meines Sohnemanns bezahlt. Ich guck mir das Spiel ganz an. Und jetzt kann man mich „Eventfan“ nennen, das kratzt mich nicht die Bohne.
kann jörg nur zustimmen. wer glaubt, aus irgendwelchen heren gründen, seine „kumpels“ decken zu müssen, der muss auch die konsequenzen tragen.
„rechtsfreier raum“ ises natürlich nicht, es ist verboten. die jungs hätten vielleicht gern n freifahrtschein…
habe im übrigen mal mit einem hooligan über gewalt diskutiert. er vertrat den (üblichen) standpunkt, dass es ja keinen was angehe und unbeteiligte nix abkriegen. abgesehen vom rechtsstaatlichen standpunkt (gewaltmonopol) war mein argument, dass ich ihm erklärte, dass sie (die hools) mir und vielen anderen ein ereignis, auf das ich mich freue, für das ich bezahlt habe und das ich genießen will, kaputt machen. denn ich habe keine freude mehr am spiel, wenn sich irgendwelche arschlöcher prügeln und ich angst um meine gesundheit haben muss.
und irgendwelche unterschiede zwischen leuten /fans, die ein spiel besuchen, zu machen, ist doch reichlich absurd. aber alle tiere sind ja bekanntlich gleich, nur einige sind gleicher…..
Ich hoffe die Eintracht spielt die Halbzeit ihres Lebens.
Eintracht oder Ultras ?
Die SGE ist mein Verein, Teile der Ultras decken Randalierer.
Die Entscheidung fällt mit leicht.
Da bin ich aber mal gespannt ob bei diesem Wetter viele ohne Dach überm Kopf ausharren werden.
Ich finde es einfach unheimlich schade, dass manche Dummköpfe (die ’schwarzen Schafe‘) einem den Spaß am Fußball nehmen. Es sind Dummköpfe; daran führt kein Weg vorbei
Um nicht missverstanden zu werden, mit den Dummköpfen sind nicht die Ultras in als Gruppe gemeint.
– Natürlich sollte man differenzieren zwischen den „echten hooligans“ und den ultras und nicht alle über einen Kamm scheren.
– Mir ist auch bewusst, dass manche Vereine überzogen mit einem Stadionverbot überreagieren.
– Mir ist auch klar, dass es keine Stimmung gibt im Stadion ohne „echte Fans“.
Langes Gelaber, kurzer Sinn: Jeder sollte sich an die eigene Nase fassen und mal nachdenken, über das was er macht bzw. nicht macht und warum er sich so verhält. Wer Mist macht, sollte sich über die Konsequenzen im Klaren sein und muss damit leben.