Voyeurismus pur Öffentliches Gucken

Foto: © Stefan Krieger

Gestern war Tag des Guckens in Frankfurt. Um die Mittagszeit vor dem Waldstadion, auf den Trainingsplätzen des unaufgeregten Erstligisten Eintracht Frankfurt. Da haben sich 128 Firmenmannschaften, die durch Geldgaben der Eintracht wohlgesonnen sind, zu einem kleinen Turnier getroffen. Und wie jedes Jahr hat man es mit der Firmenzugehörigkeit einiger Spieler nicht so genau genommen – zum Leidwesen des normalen Arbeiters, der zwei Mal im Jahr kickt. Ich persönlich habe es mir gut gehen lassen, und mir das bunte Treiben schwitzender Leiber aus sicherer Entfernung auf einem Stuhl vor dem Eintracht-Museum hockend angeschaut. Das Catering kam von Pia, dargereicht in Form einer Tasse Kaffee und ein wenig Gebäck. Der ein oder andere Promi ist mir dann doch vor die Linse gekommen. Wer kann zwei Ex-SGE-Spieler auf den Bildern erkennen und benennen?

Später dann das Unvermeidliche: „City-Arena“ am Roßmarkt im Herzen der Bankenmetropole, einschließlich Auftaktkonzert der Band „Revolverheld“ und Dauerbeschallung des lokalen öffentlich-rechtlichen Radiosenders nebst Animateur Frank Seidel. Der Regen blieb in Frankfurt weitestgehend aus, ca. 4.000 öffentliche Gucker ließen sich von Preisen von 4,50 Euro für den halben Liter Bier nicht schrecken.

Die drei anwesenden Schweizer guckten so traurig wie die sieben Tschechen sich freuten, bevor der Platz fest in türkischer Hand war. Die ca. 2.000 Anhänger der türkischen Mannschaft vollführten eine halbe Stunde lang das, was die ca. neun anwesenden Portugiesen nach dem Spiel vollzogen. Frankfurt trägt Trauer – und das bereits nach der zweiten Begegnung dieser Europameisterschaft der Herren.

Fazit: Ist sehr nett dort am Roßmarkt, die Spiele waren gar nicht so schlecht, für heute empfiehlt sich frühes Erscheinen weil ’schland bekanntlich spielt, und ein wenig Selbstverpflegung sollte man auch reinschmuggeln.

Bilder dazu vielleicht Morgen. Oder ich schau mir mal wieder ein Spiel an ohne eine Kamera vor dem Gesicht. Mal gucken, öffentlich.

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20 Kommentare
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  1. Der frühe Vogel fängt den Wurm:

    „Wer kann zwei Ex-SGE-Spieler auf den Bildern erkennen und benennen?“

    Na, das sind doch Alex Schur und Thomas Zampach !!??

  2. Sehr schöne Bilder Stefan, man bekommt einen guten Eindruck von der Atmosphäre von klein Istanbul auf dem Roßmarkt.

    4,50 für einen halben Liter Bier, die Energiepreise scheinen wahrlich zu explodieren.

  3. Danke, DrHammer. Klein-Istanbul war aber hauptsächlich vor dem Spiel.

  4. @ 2:

    Kein Problem für den Experten.

    Apropos Experte:

    „Frankfurt trägt Trauer – und das bereits nach der zweiten Begegnung dieser Europameisterschaft der Herren …“

    Bei den Experten Urs Meyer und Jürgen Klopp war das gestern im ZDF schon nach 45 Minuten angesagt.

    Versteinerte Mienen nach dem Aus für Alexander Frei beim Schweizer Edelfan und beim Dortmunder Jungtrainer.

    Was für ein Stimmungskiller zum Auftakt. Und Regnen tut es auch …

  5. 4,50. Für ein Bier aus dem Pappbecher. Ohne mich. Früher bekam man dafür ein Herrengedeck.

    Naja, ich bin ein Mann aus dem letzten Jahrhundert.

  6. Besonders amüsiert hat mich die Reaktion von Meyer. Dieser Nasenbär stützt ansonsten jede Entscheidung eines Schiedsrichters. Nur gestern, als die Skifahrer gespielt haben, da war er anderer Meinung.

  7. @Tom

    Beim Gucken in der Öffentlichkeit kommt man leider nicht in den Genuss einer Analyse der Herren Kerner, Klopp etc. Da wird in der Halbzeit beschallt was die Boxen hergeben. Irgendjemand zahlt schließlich den ganzen Kram.

    @Heinz

    Plastikbecher. Keine Pappe. ;)

  8. @ 7:

    Heinz, das stimmt genau.

    Köstlich, wie der frusrtierte Meyer voller Inbrunst darauf insisiert hat, dass die Hand von Ujfaluszi in diesen lichten Höhen nichts, aber auch gar nichts zu suchen hatte. Fußball ist doch kein Basketball !! Klarer Elfmeter !!

    PS: Angebot an alle Panini-Sammler: Tausche fünf Kyrgiakos gegen einen Pepe !

  9. Plastikbecher.. nun gut das ändert natürlich alles.

    Das 2:0 der Portugiesen war schon toll gemacht, obwohl die Türken ganz gut dagegen gehalten haben.

    Und heute abend die Ösis. Hoffentlich mit unserem Türkmaz. Hickersberger kommt übrigens aus Amstetten. Ob das ein gutes Omen ist?

  10. Das 1:0 der Portugiesen war auch allerste Sahne. Was für ein Doppelpass. Den Pepe würde ich nehmen.

  11. Portugals Innenverteidiger und Torschütze Pepe hatte bei Real Madrid übrigens Metzelder bereits vor dessen Verletzung aus der Stammformation verdrängt (laut FAS von heute).

  12. Zustimmung Tom (11). Uifalushi und Emre haben mir auch sehr gut gefallen. Liegen ja alle preismäßig auf dem Niveau, das sich die Eintracht leisten kann. Schatulle aufmachen, HB.

  13. Alles zum Thema Polen in EM’08!

    [Das ist aber nicht das Thema. Werbung gelöscht]

  14. Beenhakker, irgendwie ein sehr bezeichnender Name für einen Trainer. Aua.

  15. Hat hiervon jemand was mitbekommen? Hört sich nicht so prickelnd an.

    http://www.presseportal.de/pol.....rt_am_main

  16. Habe ich nicht mitbekommen. Was daran lag, dass ich, clever wie ich bin, mit dem Schlusspfiff von dannen bin. War mir aber fast klar.

  17. Saß in einem Münchner Etablissement, das Leinwände dort hat, wo andere nur Wände haben, neben einer Gruppe Spanier, die sich selbst feierten, als ob Spanien gerade die dritte WM in Folge ohne Gegentor geholt hätte. Das war goldig aber seltsam. Na, es ist immer schön, eine junge, unschuldige Hoffnung zu sehen, kurz bevor sie zerbricht.

    Draußen: Straßenfest auf der Leopold. Kopschütteln über die aufgebotenen Alphornbläser, Mülltonnentrommler und das Medellin-Kartell, während man doch Multikulturalität viel schöner feiern kann, wenn man Fußball schaut, ohne die Stadt lahmzulegen. Aber auch kollektives Aufatmen: Es würde keine Autocorsos beim ersten türkischen Eckball geben.

    Bewunderung über die Eröffnungsfeier. Was man mit 200 Franken Budget und der Bastelgruppe aus dem Kindergarten doch auf die Beine stellen kann. Und erst die Choreos, Nordkorea kann einpacken. Gepflegte Langeweile dann beim ersten Spiel. Kein Frankfurter auf dem Platz, kann ja nichts geben.

    Beim zweiten Spiel dann Aufatmen, nachdem die Portugiesen doch noch treffen. Den Beppi, den täten wir auch nehmen. Auf den Straßen lange Gesichter. Später muß ich noch einem türkischen Nationalspieler, der mir für Mittwoch Armageddon ankündigt, erklären, daß ich mich mit dem Schweizer Trikot nur verkleidet habe, er jedoch keine Wahl hat.

    Gleich dann der echte Turnierbeginn. Mal sehen, wie dieser Peter Hruska sich macht.

  18. Hruska- die Bayern Sau. Auf den müssen wir tierisch aufpassen, ich sachs euch. Der kann aus der Distanz schießen. Lehmann und der Flatterball tun ihr übriges. Denkt an meine Worte.

  19. Von jedem gibt’s a Panini Pickerl. Nur vom Hruska ned. Vom Hruska gibt’s ka Pickerl.