Abschied Zwei im Mittelpunkt

Foto: IMAGO / Sports Press Photo
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Drei Spiele, null Punkte: Borussia Dortmund und Nuri Sahin sind nach dem verkorksten Jahresstart massiv unter Druck. Die Eintracht kann auch ohne Torjäger Marmoush glänzen.

Nuri Sahin verschwand schnell in den Katakomben der Frankfurter Arena. Die hämischen Gesänge der Eintracht-Fans mit den „Sahin raus“-Rufen dürften dem erfolglosen Coach von Borussia Dortmund nicht entgangen sein. Unterdessen versuchten die BVB-Profis den eigenen Anhang zu besänftigen, bekamen aber nur ein lautes Pfeifkonzert als Reaktion.

Der Champions-League-Finalist des vergangenen Jahres gerät in der Bundesliga in immer größere Not und hat auch zum Auftakt der Rückrunde gegen Eintracht Frankfurt ohne den wechselwilligen Toptorjäger Omar Marmoush 0:2 (0:1) verloren. Der BVB hat damit null Punkte aus den ersten drei Pflichtspielen im Jahr 2025 geholt. In der Tabelle ist Dortmund mit nur 25 Zählern auf Rang zehn abgestürzt. Der Tabellendritte Frankfurt (36) ist genauso weit entfernt wie Relegationsrang 16.

„Es ist Ergebnissport. Wir konnten wieder kein Ergebnis erzielen. Die zweite Halbzeit war eine ordentliche Leistung. Aber das sollte Normalität sein. Dafür können wir uns auch nichts kaufen“, sagte Dortmunds Nationalspieler Pascal Groß beim Streamingdienst DAZN und haderte bei einigen kniffligen Entscheidungen, bei denen es keinen Elfmeter gab. „Es hilft auch kein Selbstmitleid. Weniger reden, mehr machen – nur so kommst du da raus“, ergänzte Groß.

Marmoush verabschiedet sich

Ganz anders dagegen die Stimmung in Frankfurt. Zur Feier des Tages kam auch Marmoush in Zivilkleidung auf den Rasen und verabschiedete sich nach einer beeindruckenden Zeit für die Eintracht. „Wir wissen alle, was wir an Omar hatten. Überragender Charakter, überragender Spieler. Er hat dem Verein geholfen. Es ist immer schade, wenn ein Spieler geht. Er ist ein wichtiger Spieler von uns. Wir werden ihn vermissen“, sagte Frankfurts Mario Götze.

Das Toreschießen mussten andere übernehmen. Wie etwa Hugo Ekitiké (18. Minute), dem das Führungstor vor 58.000 Zuschauern gelang und den bei dem bevorstehenden Abgang seines kongenialen Sturmpartners zu Manchester City eine große sportliche Aufgabe erwarten wird. Für die Entscheidung sorgte Oscar Hojlund in der Nachspielzeit (90.+2).

Sahin und Marmoush als große Themen

Während es für Sahin und sein nur in Halbzeit zwei starkes Team immer ungemütlicher wird, festigte die Eintracht ihre Ambitionen auf eine Champions-League-Teilnahme. 33 Punkte in der Hinrunde waren bereits eine Bestmarke – nun ist für Dino Toppmöller und sein Team auch der Start in die Rückserie eindrucksvoll gelungen.

Neben Dortmunds Krisentrainer Sahin war zum Rückrunden-Start vor allem Marmoush das Thema des Abends. Schon um kurz nach 19.00 Uhr teilte die Eintracht mit, dass der Ägypter wegen des bevorstehenden Wechsels zu Manchester City nicht im Aufgebot stehe. „Wir reden über Manchester City. Das ist kein normaler Club. Das ist für ihn ein Riesenschritt, eine Riesenchance“, sagte Sport-Vorstand Markus Krösche.

Großer Aderlass

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Toptorjäger in den kommenden Tagen wechselt, sei „sehr hoch“. Im Gespräch sind bis zu 80 Millionen Euro Ablösesumme. Nach Randal Kolo Muani, Luka Jovic und Sébastien Haller wäre es der vierte Multi-Millionen-Abgang der Eintracht innerhalb von fünfeinhalb Jahren. Auf den Rängen besangen die Fans nicht den fehlenden Marmoush, sondern Manager Krösche.

Sportlich ließ sich die Elf von Coach Toppmöller den großen Aderlass so überhaupt nicht anmerken. Schon nach rund 60 Sekunden hatte Hugo Larsson die Chance zur Führung, doch der aus dem Tor eilende Gregor Kobel verhinderte einen frühen BVB-Rückstand. Dortmund wirkte in vielen Szenen merkwürdig zurückhaltend und leistete sich zudem zu viele Fehler.

Ekitiké auf Marmoushs Spuren

Eine Viertelstunde später nach der ersten Chance war dann auch der Schweizer BVB-Torhüter chancenlos: nach einer präzisen Vorlage von Rasmus Kristensen schoss Ekitiké flach ein. Für den jungen Franzosen war es bereits das neunte Saisontor. Nur Harry Kane, Marmoush, Patrik Schick und der ebenfalls in Frankfurt gehandelten Jonathan Burkardt waren bislang erfolgreicher. Kein Profi aus der hoch gehandelten Dortmunder Offensive reicht an Ekitikés Bilanz heran.

Der BVB war nach dem blamablen 2:4 bei Aufsteiger Holstein Kiel auf Wiedergutmachung aus – allein zu sehen war davon nicht viel. „Auch mit elf kranken Spielern darfst du so eine Leistung nicht bringen“, hatte der schwer kritisierte Sahin vor dem Spiel noch angemerkt. Serhou Guirassy (9.) traf zwar per Kopf an Pfosten, doch mehr Torraumszenen hatte der BVB in Halbzeit eins nicht zu bieten.

Ganz anders die Eintracht: Allein Ekitiké vergab weitere gute Gelegenheiten (29./34.). Am knappsten am 2:0 scheiterte allerdings der Ex-Dortmunder Ansgar Knauff, der nur kurze Zeit nach dem Führungstor mit einem sehenswerten Schuss den Innenpfosten traf. Mit dem Rückstand von einem Tor war die Borussia zur Halbzeit ordentlich bedient.

Nach der Pause drehte sich das Bild. Die Hereinnahme von Yan Couto für den schwachen Ramy Bensebaini machte sich bei Dortmund bemerkbar. Couto selbst (49.), Jamie Gittens (58.) und erneut Guirassy kamen zu ordentlichen Abschlüssen, doch das reichte nicht. Die schwache erste Halbzeit korrigieren konnte die Borussia nicht. Als der BVB am Ende alles nach vorne warf, konterte Frankfurt gnadenlos. Hojlund lief allein auf Kobel zu und sorgte für den Endstand.

Sahin bleibt vorerst im Amt

Nach der Partie stellte sich BvB-Sportdirektor Sebastian Kehl verbal hinter den Trainer. „Wir werden weitermachen in dieser Konstellation. Das Vertrauen hat Nuri“, sagte Kehl bei DAZN.

Auch Geschäftsführer Lars Ricken sprach dem glücklosen Coach das Vertrauen aus: „Nuri hat bisher unsere Rückendeckung, er wird sie auch weiter haben. Es ist in seiner und unserer Verantwortung, dass wir für Borussia das Beste herausholen müssen. Nuri wird in Bologna auf der Bank sitzen mit der klaren Erwartungshaltung, dass wir jetzt Siege und Erfolgserlebnisse brauchen.“ (dpa)

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7 Kommentare
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  1. Moin und allen Adlern ein schönes Wochenende.

  2. Dieser Verein versteht es wie kein zweiter sich im modernen Fußball als etwas ganz besonderes zu positionieren.

    Und die Eintracht ist ganz besonders. Chapeau! Einer der Spieltage und Momente bei denen man froh sein kann, so man das selbst will, Anhänger der Eintracht zu sein.

  3. ZITAT:
    „Dieser Verein versteht es wie kein zweiter sich im modernen Fußball als etwas ganz besonderes zu positionieren.

    Und die Eintracht ist ganz besonders. Chapeau! Einer der Spieltage und Momente bei denen man froh sein kann, so man das selbst will, Anhänger der Eintracht zu sein.“

    Absolut richtig.

    Einen wunderschönen guten Morgen und Tirili!!!

  4. War ein schöner Abend gestern.

    Guten Morgen!

  5. Ich liebe Freitagabendspiele (wenn wir gewinnen)!
    Dieses breite Grinsen wird bis Sonntag Abend nicht weichen. Hat das gestern Spaß gemacht, dieser aufopfernd kämpfenden Mannschaft zuzuschauen. Das war gestern der große Unterschied zwischen diesen beiden Mannschaften. Bei der Eintracht hat jeder für jeden gekämpft, wurden die Fehler der Mitspieler vom Kollektiv immer wieder ausgebügelt, wurden immer wieder Löcher gestopft, wurde gedoppelt, war kein Schritt zu viel und wenn die Jungs noch so platt waren, sie haben alles in die Waagschale geworfen und genau das haben absolut einfallslose Dortmunder eben nicht geschafft.
    Ganz groß, wie Omar gestern durch große Tor gegangen ist! Großartiger Fußballer und Mensch!

    Einziger Wehrmutstropfen, der wohl schwer verletzte Dortmunder, der ganz unglücklich vom Zaun gestürzt ist, direkt nach dem Spiel.

  6. JG555Pflichtspiele

    36 Punkte, Herrje welche Leistung. Die Szenen nach Spielschluss lassen kein anderes Fazit zu, als dass es stimmt innerhalb der Mannschaft. Toller Kader, super Teamspirit. Noch 8 Siege aus den restlichen 16 Partien, dann wären es 60P./ Uzun und Hojlund werden hoffentlich die Entdeckungen bis zum Saisonfinale. Plus Mr. X. – Die SGE hat sich etabliert da oben. Einen größeren Einbruch kann ich mir nicht mehr vorstellen. Dafür wirkt inzwischen alles zu selbstbewusst und konstant. Tippe auf Platz 4-6, tiefer keinesfalls. Grandiose Entwicklung.

  7. Morsche.
    Richtig, Scheppe!
    Und ganz ehrlich, einen solchen Abgang eines Spielers, der mitten in der Saison zu einem Scheich-Club wechselt, habe ich nicht für möglich gehalten.
    Zumal Omar nur 1,5 Jahre hier war.
    Aber er hat es sich durch seine Art und Leistung verdient.
    Besonders schön fand ich, dass er von seinen Kameraden in die Mitte genommen wurde, als ihn die Gefühle übermannten.
    DAS IST EIN TEAM!
    Und wird es auch ohne ihn bleiben…

 

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